CNS/CAS: Konzepte Krisenintervention

n Literatur und Praxis zu CARE-Einsätze finden sich verschiedene Interventionstechniken und Einsatzkonzepte. Sie werden meist anhand eines Kürzels mit den Anfangsbuchstaben der Massnahmen benennant (Akronyme) Aus dem Fundus unserer Weiterbildungsmaterialien seien nachfolgende einige Vorgehenssettings in etwas verkürzter bzw. modifizierter Form vorgestellt. Es sind dies gewisse Hilfen, keine automatisch zu handhabenden Schablonen. Die Unterschiede mit Blick auf die Geschehnisse und die uns begegnenden Menschen sind zu bedenken.– Mitglieder CNS/CAS können sich diese und weitere Materialdossier und Ausbildungsressourcen besorgen und intern nutzen. Mehr dazu » hier.

Das Konzept EVA:
E = Einstieg / V = Verarbeitung / A = Ausblick
1. Einstieg
• Ich nehme die gleiche Höhe wie der Betroffene ein!
• „Ich heisse NN und bin hier Betreuer. Ich stehe Ihnen gerne zur Unterstützung bereit!“
• Vor allem da sein, es muss nicht immer gesprochen werden.
2. Verarbeitung
• „Was ist Ihnen passiert?“ (Reden lassen)
• Wenn ich den Ablauf eines Ereignisses richtig nacherzählen kann, hat mich mein Gegenüber verstanden!
• Den Ablauf eines Ereignisses nachzuerzählen hilft, das Ereignis zu begreifen!
• „Was belastet Sie am Geschehenen?“
3. Ausblick
• „Was möchten Sie jetzt tun?“ Oder eventuell: „Ich schlage Ihnen vor...“
• „Kann ich Ihnen dabei helfen oder eine Hilfe vermitteln?“
• „Es ist möglich, dass Sie in nächster Zeit unruhig sind, Erinnerungen und Bilder auftauchen… dass Sie Angst haben, träumen oder nicht schlafen können. Solche Reaktionen sind natürlich – sie klingen nach einer gewissen Zeit ab – besonders, wenn Sie mit jemanden darüber sprechen können.“
• „Wenn solche Reaktionen in ein paar Wochen nicht verschwinden, müssen Sie sich bei Ihrem Hausarzt melden!“
• „Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen! Ich wünsche Ihnen alles Gute!“

Das Konzept AGGA:
A = Ablauf / G = Gedanken / G = Gefühle / A = Ausblick
1. Ablauf des Ereignisses
• Vom Ausgangspunkt => bis es wieder gut war
2. Gedanken und Fragen (z.B.)
• Warum?
• Verantwortung / Schuld
• Wiedergutmachung
• Sinn des Lebens
• Wie weiter?
3. Gefühle
• „Ist es möglich, dass dieses Ereignis Sie belastet?“
• „Was war für Sie das Schwierigste?“
• „Was war für Sie das Schönste/Hilfreichste?“
4. Ausblick
• Jeder Mensch hat Selbstheilungskräfte!
• Jeder Mitmensch steht in einem sozialen Netz!
• Fachhilfen vermitteln: Arzt, Seelsorge, Psychologie, Psychiatrie

Das Konzept BELLA:
B = Beziehung / E = Erfassen Situation / L = Linderung / L = Leute einbeziehen / A = Ansatz zur Bewältigung
1. Beziehung aufbauen:
• Sich vorstellen: „Ich heisse ..., ich kann bei Ihnen bleiben, bis das Schwierigste überstanden ist!“
• Einen ruhigen und geschützten Ort für das Gespräch suchen
• Bequeme Haltung ermöglichen (Sitz, Decke)
• Sich auf gleiche Höhe wie der Betroffene begeben, sich von vorne nähern
• Den/die Gesprächspartner ernst nehmen
2. Erfassen der Situation:
• Nach dem Geschehen fragen. Zuhören, Betoffene sprechen lassen
• Was bedeutet die Krise für die Gesprächspartner?
• Schweigen aushalten!
• Allenfalls nachfragen: „Ich will die Sache besser verstehen: Was ist genau passiert?“
• Aktives Zuhören: „Habe ich richtig verstanden: Es lief so ab: ...? – Es beschäftigt Sie jetzt am Meisten: ...?“
3. Linderung von Symptomen:
• Entlasten: „Sie dürfen sich entspannen. Wir schauen im Moment für sie, bis alles wieder gut wird!“
• Ordnen lassen: „Was können wir für Sie tun?“
• Gefühle ausdrücken lassen: „Sie dürfen ruhig weinen usw – das tut gut!“
4. Leute einbeziehen:
• Menschen aus der Umgebung der Gesprächspartner
• Daneben Stehende (Partner, Nachbarn, Verwandte) einbeziehen: „Was könnten wir jetzt für ... tun?“
• Nach Menschen aus der Umgebung (Partner, Kinder, Nachbarn, Verwandte) fragen: „Können Sie diese ... / Dür-fen wir diese (wenn der Betroffene selber nicht kann) benachrichtigen?“
• Allenfalls beiziehen/hinweisen auf: Ortsseelsorgern, Hausarzt, Notfallpsychologe, Selbsthilfegruppen.
5. Ansatz zur Bewältigung
• Das Problem definieren: „Sehe ich richtig: Wir wollen nun Folgendes regeln: ...? Sehen Sie noch Weiteres, das wir tun müssen?“
• Widersprüchlichkeiten sehen
• Gefühlsmässige und reale Bedeutung erfassen
• Mögliche nächste Schritte ansprechen, evtl. einleiten.
• Ordnen: „Was packen wir als erstes an? Wer erledigt das?“
• Eventuell von Verstorbenen Abschied nehmen.

Das Konzept PAKT:
P = Präsenz / A = Abschirmen / K = Kommunizieren / T = Teilnehmen
1. Präsenz zeigen, d.h. in unmittelbarer Nähe bei dem Betroffenen bleiben und ihn spüren lassen, daß er nicht alleine ist.
2. Abschirmen, d.h. den Betroffenen vor den unangenehmen Blicken Neugieriger schützen, Schaulustige zurückweisen oder ihnen Aufträge erteilen.
3. Kommunizieren, d.h. verbal und nonverbal mit dem Betroffenen in Kontakt treten, insbesondere ihm aktiv Zuhören.
4. Teilnehmen, d.h. dem Betroffenen zeigen, daß man ehrlich an seiner Situation Anteil nimmt und daß man bemüht ist, ihn und seine Lage zu verstehen was natürlich nicht als Forderung mißverstanden werden darf, eine etwaige ohnmächtige Betroffenheit auszudrücken.

Das Konzept SAFER:
S = Stabilisieren / A = Anerkennen / F = Fördern / E = Ermutigen / R = Rückgewinnen
1. Stabilisieren = Struktur geben
• Sich kurz vorstellen, Beziehung herstellen
• Die Betroffenen von den Stressoren wegbringen
• Für passende Umgebung sorgen
2. Anerkennen = Erzählen lassen
• Erzählen fördern: Betroffene beschreiben lassen, was passiert ist und was die persönlichen Reaktionen waren
• Keine Ratschläge, Interpretationen, Bewertungen
3. Fördern = Verstehen der eigenen Reaktion
• Die betroffene Person die Symptome als normale Reaktionen sehen lassen bzw. erklären
• Das Verständnis für die eigenen Reaktionen fördern
4. Ermutigen = zur angemessenen Bewältigung
• Zusammenhänge zwischen Ereignis, Stress und Bewältigung erklären oder in Erinnerung rufen
• Ermutigen bisherige Stressbewältigungen wieder anzuwenden
• Plan für die nächsten Stunden / nächsten Schritte
5. Rückgewinnen = eigenständiges Handeln und Funktionieren
• Beurteilung der aktuellen Funktionsfähigkeit
• Information über erwartbare Reaktionen im sozialen Umfeld und den Umgang damit
• Organisation weiterer Unterstützung oder Hilfe

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