Passionszeit & Ostern – Meditationen

Spirituelle Gedanken und Besinnungen zu Karfreitag und Ostern. Zur Passions- und Osterzeit im Zeichen von „Corona“ siehe auch der Link „Hoffnung ist ansteckend“ sowie den Beitrag im Anhang (pdf).

Beat Weber

Die Totenehrung fällt aus

Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge (Johannesevangelium 18,37).

Immer wieder hat man Jesus für tot erklärt. Die Totenscheine, die seinen Abgang für ewig besiegeln sollten, trugen die unterschiedlichsten Unterschriften. Sie wurden nicht nur von seinen erklärten Gegnern ausgestellt – von Kaiphas und Pilatus, von Marx und Mao. Auch viele seiner Freude konnten es bis heute nicht fassen, dass er nicht im Grab gblieben ist.
Seine ersten Anhänger haben nicht anders gedacht. Auch die Frauen nicht, die am Grab dem Toten ihre letzte Liebe erweisen wollten. Doch die Totenehrung fällt aus. Das Grab ist leer. Gott hat gehandelt. Er hat Jesus auferweckt. Ales andere wäre eine unmögliche Möglichkeit. Gott schreibt ihn nicht ab. Er verschreibt ihm Auferstehung, Leben und nicht Tod! – Jesus lebt!

Lassen wir uns nicht von Totenscheinen beeindrucken, die man wieder und wieder für ihn ausstellt. Sie stimmen alle nicht. Das unfassbare Ereignis seiner Auferstehung ist die Wirklichkeit, auf die wir bauen können.

Weg zum Glauben

Der Weg zum Glauben führt über die Wunden. Sie sind nicht Zeichen der Abwesenheit Gottes, sie werden zum Ort der Gottesbegegnung. Hier können wir, wenn wir nicht fliehen, Gott erlernen. Wunden annehmen können ist in Wahrheit Gnade.
Vom heiligen Martin wird erzählt, er habe in der Nacht vor der Begegnung mit dem Bettler eine Erscheinung gehabt, in Gestalt eines majestätischen Königs. Martin fragt ihn: „Wer bist du?“ Darauf sein Gegenüber: „Ich bin dein Heiland, Jesus Christus“. Martin erwidert: „Wo hast du denn deine Wunden?“ Die Antwort: „Ich komme jetzt nicht als ein Verwundeter, nicht vom Kreuz, sondern vom Himmel her in meiner Herrlichkeit.“ Darauf Martin: „Du magst mir der rechte sei. Geh mir aus den Augen; du bist der Teufel; den Heiland, der ohne Wunden ist, den mag ich nicht sehen; den erkenne ich nicht, der das Zeichen seines Leidens nicht hat.“

Es ist und bleibt für uns befremdlich: Gerettet und erlöst werden wir nicht durch die Macht der Mächtigen, sondern durch die Teilnahme Gottes an unserer Ohnmacht und an unserem Leid. Damit wird die Ohnmacht nicht verherrlicht, das Leiden hat nicht aus sich heraus erlösende Kraft. Die Liebe, die mit dem Geliebten eins wird, ist die Erlösung. Gott duldet keine Apartheid zwischen sich und seinen gequälten Geschöpfen. „Ich mag dich leiden“, sagt er uns.

(Franz Kamphaus, in: „Wenn Gott in die Quere kommt“)

Ecco homo

Ausgestreckt,
ausgespannt
zwischen Gesetz und Gnade,
zwischen Himmel und Erde,
zwischen Gott und Mensch.

Er ist ein Kreuz geworden:
horizontal die Arme,
vertikal der Lieb.
Jesus,
ausgesetzt auf zwei Balken
zwischen Himmel und Erde.
Kein Engel kam.
Kein Elias.

Nicht einmal Perus.
Am Ölberg: Schweiss auf Angst.
Am Kreuz: Ein verlassener,
göttlicher Mensch.
Der Gottessohn.
Der Menschensohn.

Er ist zum Kreuz geworden.
Kein anderes Zeichen deutet das Leben
so hoffnungsvoll wie das Kreuz.

(Martin Gutl)

Ecce Homo

Weniger als die Hoffnung auf ihn
das ist der Mensch
einarmig
immer

Nur der gekreuzigte
beide Arme
weit offen
der Hier-Bin-Ich

(Hilde Domin)

Links:
» Osteraktion der Kirchen
» Viertelstunden für den Glauben
» Hoffnung ist ansteckend (Weltwoche, 7.4.20, Ralph Kunz)
» Karfreitagspredigt aus dem Petersdom in Rom (Vatican News, 10.4.20)
» Ostern in Zeiten von Corona (NZZ, 11.4.20, Thomas Ribi)

Gesammelt und zusammengestellt von: VDM Dr. Beat Weber, Geschäftsführer CNS-CAS, Anwilerstr. 10, 4059 Basel; 061 543 10 71; .

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